Electric Stories
High-Energy-Jazz mit Tiefgang
Nach dem großen Erfolg seines von Haruki Murakami inspirierten Albums „Two Moons“ (2022) – mit über 10 Millionen Streams – legt der Düsseldorfer Jazzpianist Sebastian Gahler nur zwei Jahre später sein nächstes Album vor. „Electric Stories“ bietet groove-basierten High-Energy-Jazz mit Tiefgang und unterstreicht Gahlers Selbstverständnis als vielseitiger musikalischer Geschichtenerzähler.
Gahler goes electric
Das Sound-Setting orientiert sich am Elektro-, Funk- und Fusion-Jazz der 1960er und 70er Jahre, in dem Gahler seine musikalischen Wurzeln verortet und spürt Vorbildern wie Herbie Hancocks wegweisendem Album „Head Hunters“ (1973) nach. Dafür wechselt Gahler vom klassischen Flügel hinter eine Burg aus Vintage-Keyboards. Er kombiniert die glockigen Tines eines Fender Rhodes mit dem knackigen Punch eines Wurlitzer E-Pianos, mischt das schwebende Vibrato einer Hammond B-3-Orgel mit den warmen Lead-Sounds eines Moog-Synthesizers und setzt i-Tüpfelchen mit dem silbrigen Klang eines Hohner String Performers.
Mit Starposaunist Andy Hunter zu neuen Klangwelten
Das elektromechanische Tasten-Quintett wird durch ein hochkarätiges Quintett von Ausnahmemusikern komplettiert: Niklas Schneider am Drumset, Nico Brandenburg am E-Bass, Martin Feske an der E-Gitarre und – als Gast auf fünf Stücken – Denis Gäbel aus der HR-Bigband am Tenorsaxophon. Besonderes Highlight: Als featured Artist konnte Gahler den renommierten New Yorker Jazz-Posaunisten Andy Hunter für sein Electric Project gewinnen. Hunter, der schon mit Snarky Puppy, Richard Bona und der Mingus Big Band um die Welt tourte, ist derzeit festes Ensemble-Mitglied der WDR Big Band in Köln. Da war der Weg in die Kölner Maarweg-Studios nicht weit, die mit ihrer Vintage-Ausstattung den perfekten Resonanzraum für die elf live eingespielten Tracks der „Electric Stories“ boten.
Das innovative Potenzial des neuen Ensembles wird gleich im ersten Track „Cruisin‘ (0816)“ exploriert: Posaune und Moog-Synthesizer spielen unisono das Thema und erzeugen so eine bislang „unerhörte“ Schwebestimmung. 0816 wurde im August 2016 komponiert und ist auch klangtechnisch alles andere als 0-8-15. Cruisender Smooth Jazz at its best!
Mit „Song for B.M.“ erweist Gahler einem der wichtigsten Jazzpianisten des letzten Jahrzehnts – Brad Mehldau – seine crunchig-frische Reverenz am Wurlitzer E-Piano. Während „Meditation“ eine leichtfüßige Erinnerung an die eigenen Anfänge ist: Der Titelsong von Gahlers gleichnamigem ersten Album (2009), ursprünglich als Jazz-Waltz im 3/4-Takt komponiert, erwacht 15 Jahre später im lässigen 4/4-Takt mit erweiterten Harmonien zu neuem Leben.
„Rest“, entstanden im Sommer 2020, spürt der ambivalenten Ruhe des ersten Corona-Lockdowns nach: In die totale Entschleunigung, ja nahezu Stilllegung des (Künstler)lebens mischen sich zunehmend Töne dissonanter Verzweiflung bis hin zur krawallig-perkussiven Rebellion am Ende des Stücks.
„Casino“ ist eine groove-betonte Widmung an Gahlers ehemaligen Klavierlehrer und Jazzmentor der späten 90er Jahre, Buddy Casino, der vielen Hörern aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Helge Schneider bekannt ist: Fender Rhodes, Wurlitzer und Hammond-Orgel geben sich hier jamsessionmäßig die Tasten in die Hand, zu denen die Füße kaum stillstehen können.
Last but not least enthält jedes Gahler-Album genau einen Coversong: Im Neuarrangement von Stevie Wonders Creepin‘ aus dem Jahr 1974 übernehmen Gahlers Keyboards und Hunters Posaune wechselweise die Gesangsparts. Eine chillige Hommage an einen der wichtigsten Musiker der letzten 50 Jahre.
Mit „Electric Stories“ schließt sich nicht nur ein Kreis zum Elektro-Jazz der 70er Jahre, sondern auch in Sebastian Gahlers eigenem Musikschaffen: Was mit der Konzertreihe „Funky Vibes“ im Düsseldorfer KIT seit über acht Jahren immer wieder live und in wechselnder Besetzung erprobt wurde, ist ab sofort als perfekt abgemischtes und gemastertes Studio-Album (Vinyl /CD / Digital) in Gahlers Traumbesetzung erhältlich. Es ist der erste physische Release auf Gahlers eigenem Label „Jazz Kitchen Records“.
Besetzung:
Sebastian Gahler – Keyboards
Andy Hunter – Posaune
Martin Feske – Gitarre
Nico Brandenburg – Bass
Niklas Schneider – Drums
Denis Gäbel – Sax