Two Moons
Two Moons – music inspired by the works of Haruki Murakami
Das Jazzquartett-Album von Düsseldorfer Pianist und Komponist Sebastian Gahler entführt in die surreale Welt des japanischen Bestseller-Autoren Haruki Murakami.
Dass der japanische Weltschriftsteller Haruki Murakami Jazz liebt, ist bekannt. Sebastian Gahlers neues Album beweist, dass auch das Gegenteil gilt: Jazz liebt Murakami. Der Düsseldorfer Jazzpianist und Komponist hat mit Two Moons eine kleine, feine Kollektion Musik gewordener Literatur geschaffen. In seinen Stücken erweckt er bekannte Romanfiguren zum Leben oder greift literarische Motive aus Murakamis Werken auf. Mit Denis Gäbel am Saxophon, Matthias Akeo Nowak am Bass und Ralf Gessler am Schlagzeug hat Gahler einige der besten deutschen Jazzmusiker für sein Projekt gewonnen. Special Guest Ryan Carniaux setzt zudem Highlights an der Trompete. So ist ein abwechslungsreiches Jazz-Album entstanden, das nicht nur eine, sondern viele Geschichten erzählt.
Etwa die von Murakamis Romanheld Kafka Tamura: Ein jugendlicher Ausreißer, der vor einer Prophezeiung flieht. Wird er seinen Vater töten und mit seiner Mutter und Schwester schlafen? Oder kann er diesem Schicksal entkommen? Das Stück empfindet die bewegte Reise Kafkas nach. Eine überraschende Reprise mit gestrichenem Bass verändert die Stimmung schlagartig. Gänsehaut. Das Stück hat den 1. Platz des CJS Kompositionswettbewerbs 2022 belegt.
Der Titel-Track Two Moons steht unter Spannung. Zwei unterschiedliche Rhythmen überlagern sich wie die beiden Parallelwelten im Weltbestseller 1Q84. Murakami-Fans werden das Motiv der zwei Monde schon auf dem Albumcover wieder erkennen. Die vertrauten Hauptfiguren Aomame und Tengo begegnen uns auf dem Album mehrfach.
Wie sich in Murakamis Werken zahllose musikalische Referenzen finden, finden sich in Gahlers Kompositionen nun literarische Verweise. Ein Arrangement des Beatles-Klassikers Norwegian Wood zitiert den gleichnamigen Roman an. Colonel Sanders schlendert als Slow Blues durch die nächtlichen Gassen von Takamatsu. Die Verwandlung des Boy named Crow passiert in Form eines groovigen Nu-Jazz-Stücks. Den unwiderstehlichen Ohren der namenlosen Freundin aus Wilde Schafsjagd widmet sich eine hart swingende Hommage an die frühe Blue-Note-Ära. In diesen facettenreichen musikalischen Ausflügen beweist Sebastian Gahler sowohl Kennen als auch Können.
Für Gahler verkörpern die Romane Haruki Murakamis eine lange Freundschaft. Das erste Buch schenkte ihm sein ehemaliger Musiklehrer und heutiger guter Freund vor rund 20 Jahren. Seitdem verpasst er keine Veröffentlichung. Der magische Realismus, die skurrilen Geschichten Murakamis sprechen mit ihm – und vor allem teilt er die Liebe zur Musik, die aus jedem Text des japanischen Autors herauszulesen ist.